Wer bin ich?!

Wer bin ich, wenn ich dir gegenüber in einer Ecke der Stadt sitze?! Diese endlose Welt, die sich aus den tiefsten Schichten meines Seins in unbeholfene Worte verwandelt und in dein Ohr rinnt kann sie ihre Schuld mir gegenüber begleichen? Dieser sprechende Mensch vor dir ist ein unvollständiges Bild, zerstückelt und gelähmt. Wer bin ich außerhalb meiner selbst?! Kann ich überhaupt aus mir heraustreten? Ich habe mehrere Jahrzehnte draußen gelebt inmitten der unvollständigen Gesichter anderer. Hätte ich doch nur die Chance, dir mein Inneres zu zeigen, während ich durch dein Inneres streife…

Der Winter

Der Winter hatte Berlin fest im Griff. Die Wolken lagen schwer über dem Himmel, die Winde marschierten durch die Straßen und die Regentropfen hatten den Boden erobert. Der Winter zeigte sein Gesicht und hatte die Stadt für sich genommen. Und ich war ein Reisender in den Berliner Gassen, die nun ihm gehörten. Der Wind musste mir ins Gesicht schlagen, damit ich in ein Café im Herzen der Stadt flüchtete. Drinnen fand ich eine Wärme, die dem Winter entkommen war. Und plötzlich sah ich deine Augen als läge die Quelle dieser Wärme ganz in ihrer Nähe, zwischen deinen Lippen verborgen. Der schneidende Wind begleitete den Winter, und dein Atem gehörte nur dir. Vielleicht hätte mich die Sonne retten können denn deine Lippen hielten meinen Blick fest, während draußen der Winter wartete.

Begegnung

Eine Person kommt mir auf einer Straße in Berlin entgegen. Mit jedem Schritt, der sie mir näher bringt, gelangt sie an den Punkt, an dem ich ihr Gesicht erkennen kann an dem sich unsere Blicke miteinander verbinden, und ich sehe in ihren Augen, wie sich mein Bild in ihr formt. Dann verschwindet sie langsam aus meinem Blickfeld und tritt zugleich in mein Bewusstsein ein. Diese eingetretene Person scheint dir ähnlich zu sein. Ich kannte sie nicht, doch du bist mir vertraut. Jetzt ist das Gesicht des Fremden für mich nicht mehr fremd. Wenn ich ihm das nächste Mal begegne welches Verhältnis wird uns dann verbinden? Wie sagt man einem Fremden, dass er einem nicht mehr fremd ist?

Fotoapparat!

In dem Moment, als ich dich zum ersten Mal sah, eilte der Widerschein des Lichts von deinem Gesicht über meine Netzhaut in meinen Geist und wurde dort, tief in meinen Gefühlen, neu geboren. Seit Jahren bist du ein Reisender in mir, und ich reise unaufhörlich mit deinem Gedanken! Diese Version von dir sehnt sich unablässig nach dir. Ich habe dich so gemalt, wie ich dich fühle… In mir ist ein Museum errichtet, so prachtvoll wie der Louvre und das einzige Gemälde darin ist dein Antlitz, das im Rahmen meines Seins lächelt wie die Mona Lisa.

Mein Zimmer

Du bist in mein Zimmer gekommen. In diesen kleinen Raum, der mich seit Jahren trägt, als hätte er kein Ende. Jetzt hat mein Zimmer Tiefe, eine Tiefe, die deine Ankunft geöffnet hat. Dein Blick streift über die Bücherregale, während das Licht über deine Schultern gleitet und sich für einen Moment in deinen Haaren verfängt. Ich sehe deine äußere Welt, während derjenige, der diesen Text schreibt, in mir eingeschlossen bleibt. Wir beide schauen auf dich.